Digitale Verwaltung findet immer breitere Akzeptanz
Verwaltungen auf allen Ebenen sehen sich gemeinsamen, aber auch höchst unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt.
Verwaltungen auf allen Ebenen sehen sich gemeinsamen, aber auch höchst unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt.
Die Digitalisierung soll dereinst den ganzen Staat durchziehen, sie scheint zu gelingen, wenn man die neue Nationale E-Government-Studie 2025 heranzieht.
in PDF alleine macht noch keine Digitalisierung. Das haben die Behörden beherzigt. Peppino Giarritta, Beauftragter von Bund und Kantonen für die Digitale Verwaltung Schweiz, freut sich jedenfalls im Vorwort der neuesten Nationalen E-Government-Studie: «Die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung in der Schweiz schreitet weiter voran und zeigt beachtliche Fortschritte. Die Bevölkerung schätzt zunehmend die Vorteile digitaler Behördenleistungen wie Zeitersparnis und Flexibilität und nutzt sie immer häufiger.»
Neben der Verfügbarkeit der Dienste sei es immer noch nötig, deren Auffindbarkeit zu verbessern und die Angebote nutzendenfreundlich, interoperabel und medienbruchfrei zu gestalten. Die neue Studie fasst die zen-tralen Ergebnisse für die Bevölkerung, die Unternehmen und die Verwaltung zusammen und stellt immerhin fast: Rund zwei Drittel der Bevölkerung, Unternehmen und der Verwaltungen sind mit den angebotenen Behördendienstleistungen zufrieden. Tendenz zunehmend. Noch wenig verbreitet ist die Künstliche Intelligenz (KI). Mehr als die Hälfte der Befragten schätzt den eigenen Wissensstand als zu gering ein. Die Bevölkerung setzt KI kaum ein, Unternehmen nur in begrenztem Mass. Nur auf Bundesebene kommt sie vermehrt zum Einsatz, derzeit bei 65% der Befragten.
Was zu denken gibt: Das Vertrauen in Online-Dienste nimmt weiter zu, was laut den Studienautoren eine gute Voraussetzung für die Nutzung von digitalen Behördenleistungen ist. Besonders hoch sei das Vertrauen in kantonale Angebote. Am wenigsten vertrauen die Befragten nach wie vor den Angeboten von Gemeinden und Städten. «Insgesamt haben alle Behörden erkannt, dass der Anteil an kritischen Stimmen seit dem Jahr 2021 leicht zugenommen hat. Die Gründe dafür müssen offengelassen werden. Das Ergebnis ist aber – vor allem vor dem Hintergrund weiterer möglicher Verbesserungs- oder Ausbauschritte – zu beachten.»
Im Vergleich zur letzten Studie im Jahr 2021 erledigen 4% mehr mindestens die Hälfte der Behördendienste online: 73% der Bevölkerung schätzen dabei vor allem die zeitliche Flexibilität, die Zeitersparnis und zunehmend die Kostenersparnis. Das Vertrauen in den Datenschutz hat zugenommen, bleibt aber für die ältere Generation ein Hindernis.
Kontakt nehmen die Menschen überwiegend auf digitalem Weg mit den Behörden auf, am häufigsten per E-Mail, via Portal, Kontaktformular, Social Media oder Apps. Nach wie vor wird der persönliche Kontakt geschätzt.
Die Websites der Behörden werden jedoch kaum genutzt, obwohl sie bekannt sind. Zwei Drittel der Befragten besuchen eine Behörden-Website höchstens zweimal im Monat.
Google ist die meistgenutzte Suchmaschine.
Die Steuererklärung ist das meistgenutzte digitale Behördengeschäft (76%). Bereits die Hälfte der Befragten nutzt die Mitte 2023 eingeführte E-Vignette.
Die Wünsche für den weiteren Ausbau betreffen oft Dienstleistungen wie die Anzeige von Bagatelldelikten (45%), Wohnsitz- oder Fahrzeuganmeldungen (43%) sowie die Bestellung von Dokumenten – Dienstleistungen, die oft bereits heute angeboten, jedoch offensichtlich zu wenig bekannt sind.
Was müsste sich denn verbessern, damit die Bevölkerung häufiger auf digitale Behördendienste zugreifen würde?
54 Prozent der Unternehmen nutzen die Onlinenangebote der Behörden. Sie schätzen die zeitliche Flexibilität, Kosteneinsparungen und optimierte Prozesse und 70 Prozent der Befragten vertrauen den Onlinediensten der Behörden.
Unternehmen bevorzugen den Kontakt per E-Mail, gefolgt von Telefonaten und der Nutzung von Portalen. Apps und Social Media werden jedoch kaum genutzt.
Abgenommen hat die Nutzung von behördlichen Websites zur Informationssuche. Mehr als 40% der Befragten greifen weniger als zweimal pro Monat darauf zu. Am häufigsten werden die Plattformen admin.ch, zefix.ch
und suissetax (ESTV) genutzt. Die Plattform EasyGov.swiss hat um acht Prozentpunkte an Bekanntheit gewonnen: 37% kennen den Onlineschalter für Unternehmen. Am häufigsten in der Nutzung sind statistische Umfragen (71%) und die Onlinesteuererklärung (64%). Das Interesse an weiteren Dienstleistungen wie Handelsregister-Mutationen oder Betreibungsbegehren wächst.
Die Wünsche für den weiteren Ausbau betreffen mehr Angebote auf Gemeindeebene (40%) und nebst einer besseren Auffindbarkeit die Reduktion des Registrierungsaufwands.
Vor allem bei den Kantonsbehörden schreitet der Ausbau digitaler Kontaktmöglichkeiten voran. Sie bieten zunehmend Onlineformulare, Portale und Apps an, wobei die klassische E-Mail-Kommunikation und Kontaktformulare am häufigsten genutzt werden. E-Steuererklärungen und E-Payment werden derzeit fast durchgehend medienbruchfrei angeboten. Zurückhaltender sind die Gemeinden. Nur 12 % wünschen einen starken Ausbau, obwohl die Bevölkerung vor allem bei Gemeinden den grössten Ausbaubedarf sieht. Immerhin hat die E-Government-Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Kantonen seit 2021 zugenommen. Über 40% der Gemeinden und fast 60% der Kantone haben mittlerweile entsprechende Vereinbarungen, wobei der Anteil an gesetzlich geregelten Kooperationen besonders gestiegen ist.
Bund, Kantone und Gemeinden arbeiten seit 2008 bei der Umsetzung von E-Government zusammen. Nach der tripartiten Organisation E-Government Schweiz (bis 2021) wurde 2022 die Zusammenarbeitsorganisation Digitale Verwaltung Schweiz (DVS) geschaffen. Die DVS koordiniert die Digitalisierungsaktivitäten aller Verwaltungsebenen und setzt die am 1. Januar 2024 in Kraft getretene Strategie «Digitale Verwaltung Schweiz 2024–2027» um. Die Nationale E-Government-Studie dient als Grundlage für die Strategieentwicklung.