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Gegen Hitze ist kein Wildkraut gewachsen
Werkhof

Gegen Hitze ist kein Wildkraut gewachsen

Die Wildkrautbekämpfung ist eines der grossen Sommerdienst-Themen für Werkhöfe. Als besonders effektiv gilt die thermische Wildkrautbekämpfung.

Text: Stephan Keppler

Wildkräuter, wie z.B. Löwenzahn, Blattmoose oder auch das Niederliegende Mastkraut, siedeln sich in den kleinsten Ritzen und Ausbrüchen an. Das sieht nicht nur unschön aus, Wildkräuter können bei Feuchtigkeit auch zum Sicherheitsrisiko werden. Um sie im öffentlichen Raum zu bekämpfen, stehen den Werkhöfen verschiedene Methoden zur Verfügung. Keine Option ist für die allermeisten Gemeinden der Einsatz von Herbiziden oder anderen Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat. Sie sind entweder komplett verboten oder unterliegen strengen Auflagen.

Also muss dem Wildkraut mit anderen Methoden zu Leibe gerückt werden. Das sind in erster Linie mechanische und thermische Verfahren. Zu den mechanischen Verfahren zählen Werkzeuge wie die Wildkrautbürste. Bei der thermischen Wildkrautbekämpfung werden die Pflanzen mit Wärme in Schach gehalten. Bei Temperaturen zwischen 60 und 70 °C wird die Zellstruktur der Pflanzen so stark beeinträchtigt, dass sie absterben. Um diese Temperaturen zuverlässig an die Pflanze zu bringen, stehen eine Reihe von Werkzeugen zur Verfügung. Das reicht vom klassischen Abflammgerät über Heissluftgebläse und verschiedene Heisswassermethoden bis hin zu Infrarotgeräten.

Wirksame Wärmeübertragung

Abflammgeräte stehen in verschiedenen Grössen, vom einfachen Propangasbrenner bis hin zu Grossflächenlösungen, zur Verfügung. Hier wird das Wildkraut mit der offenen Flamme abgeflämmt. In den meisten Fällen wird dieses Verfahren mit einzelnen Brennern durchgeführt. Diese Methode eignet sich besonders für schwer zugängliche Bereiche, die mit für grössere Flächen geeigneter Technik schlecht oder gar nicht zu erreichen sind. Die Wildkrautbeseitigung mit offener Flamme erfordert jedoch eine aufmerksame und umsichtige Arbeitsweise, da die Gefahr besteht, kleinere Flächenbrände auszulösen. Eine weitere Variante dieser Technik sind Abflammgeräte, bei denen mehrere Brenner in einem System zusammengefasst sind. Die eignen sich für die Unkrautbekämpfung auf grösseren Flächen. Möglich sind hier sowohl handgeführte Geräte als auch Anbaulösungen für Kommunaltraktoren.

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Hohe Flächenleistungen: Müssen grosse Flächen behandelt werden, bieten sich Heisswassergeräte an, die auf Geräteträgern oder Kommunaltraktoren montiert sind. (Foto: Keppler)

Mit sehr hohen Temperaturen, die zum Verbrennen der Pflanze führen, arbeiten auch Heissluftgebläse für die Wildkrautbekämpfung. Um die Luft mit einer möglichst hohen Temperatur an die Pflanze zu bringen, wird sie in den Geräten zunächst erhitzt und anschliessend mit Hilfe spezieller Turbogebläse an die Pflanze gebracht. Da auch bei diesem Verfahren sehr hohe Temperaturen erreicht werden, ist trotz vorhandener Schutzvorrichtungen eine aufmerksame Arbeitsweise erforderlich.

Schaum hält die Wärme

Die grösste Gruppe innerhalb der thermischen Wildkrautbekämpfung bilden die Heisswassergeräte. Sie entsprechen im Grundprinzip Hochdruckreinigern. In einem Durchlauferhitzer wird das Wasser mit Hilfe eines Diesel- oder Gasbrenners in den meisten Fällen auf knapp 100 °C erhitzt und mit einer Pumpe zu den Ausbringdüsen gefördert. Das heisse Wasser wird entweder direkt auf den zu behandelnden Pflanzen ausgebracht oder in Form heissen Dampfes oder mit beigefügten Mitteln, mit denen sich das Wasser als heisser Schaum ausbringen lässt. Vorteil des Heissschaums ist, dass die Temperatur länger gehalten werden kann, was den Wasserverbrauch reduziert.

Bei den Heisswassergeräten kommt der Technologie zum Ausbringen des heissen Wassers, des Wasserdampfes oder Schaums eine besondere Bedeutung zu.

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Wirkungsvolle heisse Luft: Bei Heissluftsystemen wird angesaugte Luft auf rund 800 °C
­erhitzt und mit hohem Druck auf den zu behandelnden Bereich geblasen. (Foto: Keppler)

Eine weitere Möglichkeit, Wildkräuter thermisch zu bekämpfen, sind Infrarotgeräte. Dabei treffen Infrarotstrahlen auf die Pflanzen. Die damit verbundene Wärme zerstört die eiweisshaltigen Pflanzenzellen, die Pflanze stirbt innerhalb weniger Tage ab. Das Wirkprinzip dieser Technologie beruht darauf, dass die Energie der IR-Strahlung von den angestrahlten Pflanzen aufgenommen wird. Dabei werden deren Moleküle in Schwingungen versetzt, was einen Anstieg der Temperatur in der Pflanze zur Folge hat. Sind Temperaturen oberhalb der eingangs erwähnten 60 bis 70 °C erreicht, führt das zum Absterben der Pflanze.

In der Marktübersicht der deutschen Fachzeitschrift Kommunal Technik, die keinen Anspruch auf Vollzähligkeit erhebt, sind die Geräte zur thermischen Wildkrautbekämpfung nach Technologien getrennt zusammengefasst.